Man spricht ihn heute kaum noch aus, in der geschriebenen Sprache taucht er nur noch gelegentlich auf. Und doch habe ich ihn heute Früh schon zweimal gelesen, mein pubertierender Sohn im Distance Learning mich Mittag mit falscher Aussprache danach gefragt: „Was bitte ist denn ‚Kuzpe‘?“ Ich google zur Sicherheit und finde, was ich bereits weiß: Ein aus dem Jiddischen stammender Begriff, der eine Dreistigkeit, Frechheit oder Unverfrorenheit beschreibt. Damit zeigt sich mein Nachwuchs zufrieden, taucht wieder in seinem Zimmer unter, während ich im Büro gegenüber all meinen unerledigten Stapeln versuche Oberwasser zu gewinnen. Es rächt sich eben, dass ich seit dem virtuellen Schulbeginn mit schlechtem Gewissen prokrastiniert habe. Wie mein Sohn heute von mir, lernte ich gestern von meiner Tageszeitung. Das Lesen (weiter)bildet lasse ich einmal mehr meine Kinder wissen, denn das möchte ich ihnen auch in Pandemie-Zeiten einimpfen. Nicht nur am heutigen Welttag der Bildung, der Lernen und Bildung zur wertvollsten nachhaltigen Ressource der Menschheit und zu einem Grundrecht für alle erklärt.
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