Ich ärgere mich gerade tierisch. Über eine Dame, die mich, bereits minutenlang in der Warteschleife einer Reparatur-Hotline für Elektrogeräte hängend, in unbeschreiblich schlechtem Deutsch gebeten hat, doch korrektes Hochdeutsch zu sprechen. Sie würde mich nicht schlecht, sondern gar nicht verstehen, meinte sie mit aufgesetzter selbstbewusster Stimme. Und als ob ich mit einem defekten Geschirrspülgerät, das idealerweise zum Wochenendstart seinen Geist aufgibt, nicht schon genug Ärger hätte, kriegen sich in diesem Moment meine beiden jüngeren Söhne gewaltig in die Haare. „Die ist bodenlos“, meint der eine. „Wo ist der Bus mit den Leuten, die gefragt haben“, meint der andere. Beide sitzen am Esstisch und schreiben an ihrer Kriminalgeschichte. Für die Schule. Aber dieser Nachsatz ist wohl überflüssig. Wie die vielen Adjektive, die ich bis dato schon in wenigen Sätzen gebraucht habe. Wohl der Emotion geschuldet. Und dennoch sollte ich es von berufs wegen besser wissen. Ich atme also tief durch. Dann schaue ich den Jungs kurz über deren Schultern. Da sitzt „der schrullige Kommissar“ auf einem „alten komfortablen Ledersessel“, „die erfahrene Bankangestellte zittert wie Espenlaub“ und „der tätowierte muskulöse Räuber mit kahlem Kopf“ gesteht unter Tränen seine Tat. „Auch viele Adjektive“, denke ich. Und freue mich zugleich über die gelungenen Bilder in meinem Kopf. Sind sie nun gut oder böse? Darauf gibt Stephen King in seinem Buch „Das Leben und das Schreiben“ eine klare (?) Antwort, indem er die Straße zur Hölle mit Adjektiven gepflastert beschreibt. Sie machen nämlich nur dort Sinn, wo sie der Unterscheidung oder Wertung dienen. Im Zweifelsfall wird gestrichen. Triftiger Grund, scharfe Kritik oder gezielte Maßnahme sind wie siamesische Zwillinge verwachsene beliebte, aber unnötige (ohne völlig) Adjektiv-Substantiv-Verbindungen. Auch Tautologien, wenn also Substantiv und Adjektiv das gleiche meinen wie beispielsweise seltene Realität, leitende Führungskraft oder konkrete Praxis, sind überflüssig (ohne gänzlich). Und zuletzt sei die „superweiche Schmusewolle“ gelistet, die uns in der PR immer wieder Diskussionen (ohne heftig) beschert. Beste Qualität, innovative Technologie und aktuelle Informationen klingen unsachlich und nach Eigenlob. Einfach streichen (ohne unbedingt). „Unbedingt“ lautet hingegen das Fazit im ImPressRoom, diesem Schreibtipp weitere folgen zu lassen …
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