Erst kürzlich haben wir uns in einem Kunden-Meeting gelungener sozialer Projekte erfreut und festgehalten, dass die Welt doch besser ist als sie sich manchmal für uns anfühlt. Optimistisch haben wir das Wort Hoffnung ausgesprochen. Und haben es nur wenige Augenblicke später wieder runtergeschluckt, nachdem ich von meiner Zugfahrt berichtet hatte. Bei der war es unerträglich laut geworden, obwohl niemand etwas gesagt hat – zu seinem Sitznachbarn. Da wurde fieberhaft telefoniert, hastig getippt und umtriebig im Internet recherchiert – mit Ton, ohne Rücksicht (auf Mitreisende). Ich habe überlegt einzugreifen.
Die Schwester meiner Kooperationspartnerin twitterte, bei ihrer Zugfahrt wenige Tage zuvor, wo sie Ähnliches erlebt hatte (und erntete viele Tweets). Etwas gesagt hat wieder niemand, weder die Schwester, ihre Follower, noch meine Wenigkeit.
Sich auf Empfehlung von Juristen nicht zu Wort melden – also auch nicht entschuldigen – weil es einem Schuldeingeständnis gleich käme, sollen sich zwei Ärzte, die einen Jungen operiert haben, der nur wenige Tage darauf verstirbt.
Nur die Eltern, deren Kinder am Montag stolz auf der Bühne einer Wiener Musikschule ihre musikalischen Talente präsentierten, kommentierten von A (außergewöhnlicher Notendurchschnitt des eigenen Nachwuchs) bis Z (zauberhaftes Muster der Strumpfhose) alles, nur eben nicht die musikalische Darbietung.
Ist das die Krux mit dem (digitalen Zeit-)Alter?
Vielleicht postet diese Frage ja gerade die Nonne, die neben mir im Zugabteil auf der Nachhausefahrt nach Linz vor ihrem Apple-Gerät sitzt. Das alles beschäftigt mich. So wie die Zeitformen, die bei diesem Blog-Eintrag (mit etwas Glück korrekt) zum Einsatz kamen. Präsenz, Präteritum, Perfekt und Plusquamperfekt. Ich überlege, überlegte, habe überlegt und hatte überlegt. Wirklich entscheidend ist aber eigentlich ohnehin nur, dass ich weiter überlegen und handeln werde, zurückblickend überlegt und gehandelt haben werde und damit Futur 1, Futur 2 und die Zukunft selbst mitgestalte.
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