Komplizierte Dinge einfach zu sagen, das ist Stil, resümierte einst Jean Cocteau. Texte dienen nämlich der Verständigung. Das Fundament eines guten Textes ist daher die Verständlichkeit. Phrasen, deren sich ungeübte Texter*innen (wie auch Redner*innen) oft und gerne bedienen, sind daher unerwünscht. Sie sind nämlich „nur die Spitze des Eisbergs der abgedroschenen Bilder, die unsere Sprache zur gefälligen Bedienung bereit hält“, trifft Doris Märten in ihrem Buch „Erfolgreich texten!“ den Nagel auf den Kopf (ups). Fertigphrasen transportieren keinerlei Inhalt. Sie lesen sich wie Fertigprodukte auch in Bio-Qualität oft schmecken: mäßig. Sie sind lediglich schnell zur Hand, wenn wir ihren einzigen Vorteil konstatieren möchten. Kein*e Texter*in sollte daher schon vor dem Schreibprozess kalte Füße bekommen (ups); nur den Schein wahren (ups), weil Fakten vor dem Texten nicht ausreichend recherchiert wurden; oder gar Informationen unter den Teppich kehren (ups), weil sie sich nicht ins Gesamttextkonzept fügen. Und kein*e Rezipient*in sollte wiederum in einem Text jedes Wort für bare Münze nehmen (ups). Phrasen blähen Texte unnötig auf. Das wusste übrigens auch George Orwell. Er bewies ein dickes Fell (ups) gegenüber seinen Kritiker*innen und postulierte, dass, „wenn immer es möglich ist, ein Wort zu streichen, es zu streichen“.
Bekanntlich hat jedoch jede Expertise eine Nische und jeder Trend einen Gegentrend. So dürfen Abwandlungen von Fertigphrasen gerne gedroschen werden. Sie wecken unsere Neugierde, bringen uns zum Schmunzeln oder Nachdenken. So geht Ihnen beispielsweise hoffentlich kein Licht auf, wenn Sie das nächste Mal Ihr Auto starten. Zum Jubiläum der robusten Jeans aus Baumwollstoff textete ein Redakteur der auflagenstärksten Tageszeitung im Land den Titel „Im Namen der Hose“. Und als Benni Raich noch Skirennen für uns gewann, lasen wir im Sportteil freudig „Immer wieder Österraich“. Lang, lang ist´s her, das können Sie ruhig laut sagen. Auch unser Blog-Beitrag über derartige Wortverbindungen (Oxymorone) liegt Jahre zurück, nachzulesen auf http://www.impressroom.com/aktives-sitzen/
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