Der Grillteller mit Spezialitäten vom Schwein, Rind und Huhn schmeckte selbst uns eingefleischten Hühnern vergangenes Wochenende gut. In der Gaststätte, wo Wirt & Co. nachlesbar nicht nur perfekt den Kochlöffel schwingen. Auf dem stillen Örtchen stand geschrieben, dass dieses kein „Tatort“ sei und „Spuren“ somit bedenkenlos beseitigt werden dürfen. Ein Jargon, der nicht unserem Metier entspringt, aber dennoch von uns gelesen wurde, weil wir eben (so gut wie) alles lesen, was zwischen Zeilen kommt. Belesene Menschen seien empathiefähiger, wird ihnen nachgesagt. So war es zumindest vor Wochen im Kurier zu lesen, in dem auch die skurrile Geschichte eines Einbrechers erzählt wurde, den „die Lektüre auf dem Nachttisch so lange fesselte, bis es schließlich die Polizei tat.“ Und der Kurier als Quelle sei natürlich angeführt, weil wir uns als „Bloggerinnen“ niemals mit „fremder Taste“ schmücken würden, wohl aber gerne im Jargon schreiben und Texten mit entlehnten Begriffen eines Fachgebietes Leben einhauchen.
Geglückte Beispiele gefällig? „Als sie mit dem Star-Stürmer liiert war, stand sie häufig im Abseits“, „Der Besitzer des Bootsverleihs war pleite, das Wasser stand ihm bis zum Hals“ und „Im Pazifik schlagen die Überreste der MIR ein letztes Mal Wellen“ – gelesen im Skriptum eines von uns vor Jahrzehnten besuchten Schreib-Workshops von Andrea Fehringer.
Äußerst charmant umschrieb übrigens auch die Dame vom Nebentisch in oben genannter Gaststätte an besagtem Wochenende – wohl inspiriert von ihrem Toilettenbesuch – den „Bierbauch“ ihres Mannes als „Krügerl-Muskel“. Prompt hat der eine weitere Halbe ohne jegliche weibliche Zwischentöne geordert. Schreiben im Jargon „rentiert“ sich also nicht nur zu „Weihnachten“, was sich im September ehrlicherweise noch unpassend, auf unseren heutigen Schreibtipp fokussiert, dann aber doch wieder stimmig liest.
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