„Volksschülerinnen werden bald auch am Freitag auf Corona getestet“, sage ich zu meiner Tochter. Die prompte Antwort: „Schüler nicht?“ Bei mir schrillen einmal mehr die Alarmglocken. Wer fühlt sich wann inkludiert? Vor 25 Jahren klärte ich mit bestem Gewissen in meinen Seminararbeiten auf: „Aus Gründen der besseren Lesbarkeit gelten sämtliche Personenbezeichnungen gleichermaßen für beide Geschlechter.“ Verwendet wurde selbstverständlich die männliche Form, ein drittes Geschlecht war überhaupt nicht im Bewusstsein. Frauen bezeichnen sich noch heute als Arzt, Richter, Mechaniker und haben den feministischen Quatsch nicht nötig. Liebe Lesende! Sprache prägt unser Bewusstsein und unsere Vorstellung von Geschlechterrollen. Sprache transportiert Bilder. Wenn die Rede von „Experten“ ist, stellen sich Leser*innen erwiesenermaßen automatisch männliche Experten vor – auch wenn zuvor darauf verwiesen wurde, dass auch weibliche Experten (sic) gemeint sind. Sprache befindet sich in einem ständigen Veränderungsprozess und ist deshalb immer gestaltbar. Geschlechtergerechte Sprache muss dabei weder umständlich, noch unnötig lang sein. Sie erfordert lediglich die Bereitschaft, sich auf sie einzulassen und mit ihr bewusst und kreativ umzugehen. Jüngstes Beispiel ist die Titeländerung des Mediums „Österreichs journalist:in“, zuvor „Der Österreichische Journalist“ – wobei Webadresse und -texte noch im generischen Maskulinum erscheinen…
Am internationalen Frauentag, der erstmals 1911 stattfand und das aktive und passive Wahlrecht für Frauen forderte, reden wir gerne davon, was wir schon erreicht haben und was es noch zu erreichen gilt. Es gibt noch viel zu tun. „Champions spielen so lange, bis sie gewinnen,“ sagte einst die ehemalige US-amerikanische Tennisspielerin Billie Jean King. Wir Frauen engagieren uns in Anlehnung an dieses Zitat so lange bis Gleichberechtigung kein Thema, weil selbstverständlich ist.
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